SL Bandverletzung der Handwurzel
auch Skapho-lunäre Dissoziation (SLD), SL-Bandruptur
Ursachen
Die Stabilität der Handwurzel wird zum einen durch die Handwurzelknochen und zum anderen durch die Handwurzelbänder gewährleistet. Bandverletzungen an der Handwurzel verursachen eine Gefügestörung, wodurch vorzeitiger Verschleiß infolge fehlbelasteter Gelenkknorpel herbeigeführt wird. Meist liegt einer Gefügestörung der Handwurzel ein Trauma / Unfall zugrunde. Seltenere Ursachen sind entzündliche Erkrankungen, Stoffwechselstörungen oder eine angeborene Bandschwäche. Die häufigste und wesentlichste Gefügestörung ist die SL-Band Zerreißung.
Beschwerden
Die Beschwerden bei frischer Bandverletzung (Schmerzen und Schwellung) sind denen bei einer einfachen Verstauchung ähnlich. Sie nehmen belastungsabhängig zu. Im Verlauf ist auch eine Kraftminderung zu verzeichnen. Das chronische Stadium ist gekennzeichnet durch schmerzhafte Bewegungseinschränkung bei arthrotischen Veränderungen an der Handwurzel. Die Schmerzen sind meist bei der Streckung im Handgelenk, z.B. beim Aufstützen am stärksten.
Diagnostik
Neben Erhebung der Vorgeschichte ist die klinische Untersuchung mit speziellen Tests zur Diagnosestellung wichtig. Außerdem sind bildgebende Verfahren (Röntgen inklusive Belastungsaufnahmen, Durchleuchtung, ggf. Kernspintomographie) von Bedeutung.
Eine Handgelenksarthroskopie (Spiegelung des Handgelenks) ermöglicht die direkte Sicht auf das betroffene Band sowie dessen Stabilitätsprüfung und erfaßt auch mögliche Knorpelschäden. Entsprechend der erhobenen Befunde werden verschiedene Stadien unterschieden.
Behandlungsmethoden
konservativ
Frische Teilzerreißungen können durch mehrwöchige Ruhigstellung im Gips zur Ausheilung gebracht werden.
operativ
Ist eine frische komplette Bandzerreißung festgestellt, kann eine arthroskopische oder offene Bandnaht bzw. knöcherne Refixierung durchgeführt werden. Bei größerer Instabilität ist neben der anschließenden mehrwöchigen Gipsruhigstellung zusätzlich eine vorübergehende Stabilisierung mittels Drahtstiften erforderlich.
Liegt die Bandverletzung schon längere Zeit zurück, ist eine direkte Bandrekonstruktion nicht mehr ohne weiteres möglich. Bei noch guten Knorpelverhältnissen und wieder ausgleichbarer Verkippung der Handwurzelknochen, sind mehrere OP-Methoden beschrieben, die einen SL-Bandersatz oder eine sog. Bandplastik vorsehen. Zum Teil wird ortständiges Kapsel/Bandgewebe genutzt oder Sehnenstreifen vom Unterarm oder Fuß als Bandersatz auf unterschiedlichste Art und Weise verwendet. Auch komplette Knochen-Band Verbindungen können zur Wiederherstellung genutzt werden.
In weiter fortgeschrittenen Stadien der Bandverletzung ist eine Bandrekonstruktion/-ersatz nicht mehr sinnvoll bzw. möglich, da z.B. die Verkippung des Kahnbeins nicht mehr einfach aufzuheben ist und bereits einen wesentlichen Knorpelschaden hinterlassen hat. Hier kann zur Verhinderung des weiteren Voranschreitens der vollständigen Handgelenksarthrose eine Teilversteifung sinnvoll sein. Hierfür werden die Gelenke zwischen Kapitatum, Lunatum, Hamatum und Triquetrum (CLHT –Arthrodese) knöchern verbunden und das schadhafte Kahnbein entfernt. Alternativ kann auch eine Entfernung der köpernahen Handwurzelknochen erfolgen (PRC = proximal row carpectomy). Bei weit fortgeschrittener Arthrose des Handgelenkes bleiben nur noch die Vollversteifung, Handgelenksprothese oder Denervation des Handgelenkes.
Risiken
Je nach durchgeführtem Eingriff sind neben den allgemeinen Operationsrisiken die möglichen Komplikationen z.B. die erneute Bandschwäche und das Fortschreiten der Gefügestörung oder die fehlende knöcherne Durchbauung und die Ausbildung einer Pseudarthrose.
Nachbehandlung
Bei allen Bandnähten oder Kapselbandrekonstruktionen, genau wie bei der Teilversteifung der Handwurzel, ist eine Schienenruhigstellung von 6-8 Wochen, manchmal auch darüber hinausgehendend, notwendig. Im Anschluß ist in der Regel eine intensive krankengymnastische Übungsbehandlung und ggf. Ergotherapie erforderlich. Die Behandlung führt oft zu einer mehrmonatigen Arbeitsunfähigkeit.
Erfolgsaussichten
Der Verlauf einer SL-Bandverletzung ist nicht sicher vorherzusagen. Unbehandelt besteht jedoch die Gefahr der Ausbildung einer vollständigen Handgelenksarthrose. Alle Rekonstruktions- oder Ersatzoperationen haben zur Absicht möglichst lange eine schmerzfreie Beweglichkeit des Handgelenkes aufrecht zu erhalten. Fast immer ist in Folge der Operationen jedoch von einer Einschränkung des Bewegungsausmaßes auszugehen und leider kann auch nicht immer die dauerhafte Schmerzfreiheit erzielt werden. Die Abwägung aufwendiger Rekonstruktionen gegenüber der symptomatischen Schmerztherapie und dem in Kaufnehmen des schicksalhaften Verlaufes, ist daher eine individuelle Entscheidung, die ausführlich erörtert werden sollte.