Nervenverletzungen
Ursachen
Nervenverletztungen sind in der Regel Folgen offener Verletzungen mit scharfen Gegenständen, z. B. Glas oder Messern und sind oft mit Verletzungen weiterer Struktuern kombiniert.
Beschwerden
Besteht nach einer Verletzung eine Zone mit verminderter oder aufgehobener Gefühlsempfindung – oft als Kribbeln beschrieben – oder besteht bei Verletzungen am Unterarm bis zur Höhe des Handgelenkes eine Kombination aus Bewegungsausfällen und Bereichen mit aufgehobener Gefühlsempfindung muss an eine Nervenverletzung gedacht werden
Diagnostik
Der Verdacht auf eine Nervenverletzung kann durch eine klinische Untersuchung, bei der die Fähigkeit, spitze und stumpfe Gegenstände bzw. eng nebeneinander liegende Punkte zu unterscheiden und durch die Prüfung bestimmter Bewegungen erhärtet werden.
In Zweifelsfällen ist auch eine operative Darstellung der Nerven sinnvoll.
Therapie
konservativ
Ist der Nerv nur zu einem Teil durchtrennt oder nur durch Druck geschädigt ist eine vollständige Regeneration ohne Operation möglich. Ggf. können druckentlastende Schienen nützlich sein.
operativ
Durch Versorgung mit einer mikrochirurgischen Nervennaht kann die Funktion der verletzten Nerven oft wiederhergestellt werden. Dabei können Defektstrecken durch künstliche Röhrchen oder durch aus dem Unterschenkel entnommene Nervenabschnitte überbrückt werden.
Nachbehandlung
Um die mit sehr feinem Nahtmaterial durchgeführten Nervennähte zu schützen wird nach der Operation zunächst eine Gipsschiene für ca. 2 Wochen angelegt. Nach Abnahme der Gipsschiene sind selbstständige und physiotherapeutische Bewegungsübungen sinnvoll.
Risiken
Neben den allgemeinen Risiken einer operativen Therapie, besteht vor allem ein Misserfolgsrisiko durch eine ausbleibende Funktion des betroffenen Nerven bzw. durch eine geänderte Gefühlsempfindung.
Erfolgsaussichten
Die Operation sollte möglichst bald nach der Verletzung, aber durch handchirurgisch erfahrene ÄrztInnen durchgeführt werden. In manchen Fällen ist es sinnvoll zunächst die Wunde zu verschließen und die definitive Versorgung einige Tage später durch einen Handchirurgen durchführen zu lassen.
Der Erfolg der Nervennaht ist vor allem vom Lebensalter aber auch von anderen Risikofaktoren wie z. B. Rauchen abhängig. Die Nervenfasern wachsen von der Verletzungsstelle an dem als Leitschiene dienenden Nervenast mit einer Geschwindigkeit von 0,5 mm bis 1mm pro Tag entlang bis zum Muskel bzw. der Fingerspitze. Erst wenn sie dort angelangt sind kann die Gefühlsempfindung wieder zurückkehren oder der Muskel wieder funktionieren.
Zu dem kann bei zurückkehrender Gefühlsempfindung der Behandlungserfolg durch ergotherapeutisches Training verbessert werden. Bei ausbleibender Heilung kann die Funktion betroffener Muskeln teilweise durch operative Umlagerung anderer Muskeln ersetzt werden. Die fehlende Gefühlsempfindung kann in wichtigen Arealen der Finger z. Teil durch die Umlagerung von Hautbezirken mit dem zugehörigen Nervenstrang wiederhergestellt werden.